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Michaela Eberhard

Klinische- und Gesundheitspsychologin

Für besorgte Eltern: Ein Blick auf die Beziehung zur Künstlichen Intelligenz

Machen Sie sich Sorgen, weil Ihr/e Jugendliche/r

  • sehr viel Zeit mit einem Chatbot verbringt?
  • sich von realen Menschen zurückzieht?

 

Sie fragen sich:

  • Ist diese Ki Freundschaft schädlich oder sogar gefährlich?
  • Was kann ich tun?

 

Warum übt die Kommunikation mit einem KI-Chatbot eine derartige Anziehungskraft auf Jugendliche aus?

  • verfügbar und allwissend: Künstliche Intelligenz bietet eine einzigartige Form der Interaktion. Sie ist immer verfügbar, geduldig und scheinbar allwissend. Für viele Jugendliche kann das unglaublich attraktiv sein, besonders wenn sie sich in der realen Welt unsicher, missverstanden oder einsam fühlen.

  • Immer da, immer zuhörbereit: KI urteilt nicht, hat immer Zeit und scheint nie genervt zu sein. Das kann ein sicherer Hafen sein, wenn man sich von echten Freunden oder Familie unverstanden fühlt.

  • Kein Urteilen, keine Kritik: Bei einer KI muss man keine Angst vor Ablehnung oder Spott haben. Man kann alles erzählen, ohne Konsequenzen befürchten zu müssen.

  • Personalisierte Unterstützung: KI-Systeme können auf individuelle Bedürfnisse eingehen und maßgeschneiderte Antworten liefern, was das Gefühl von Verstanden werden verstärken kann.

  • Scheinbarer Rückzugsort: Manchmal sind es konkrete, schmerzhafte Erfahrungen im echten Leben, die Jugendliche in die Arme einer KI treiben. Die digitale Welt kann dann einen scheinbaren Rückzugsort bieten.

  • Flucht vor Mobbing und Ausgrenzung: Wenn man in der Schule oder Freizeit Mobbing erlebt oder sich ausgegrenzt fühlt, kann die KI ein Zufluchtsort sein. Hier gibt es keine Hänseleien, keine Beleidigungen, keine Scham. Die KI ist immer "nett" und zugewandt, was ein Gefühl von Sicherheit vermittelt, das in der realen Welt fehlt.

  • Umgang mit Leistungsdruck und Versagensängsten: Jugendliche stehen oft unter enormem Druck, in der Schule, bei Hobbys oder im Freundeskreis zu bestehen. KI kann als geduldiger "Nachhilfelehrer" oder "Coach" dienen, der immer positive Rückmeldung gibt und keine Fehler bestraft.

  • Suche nach Identität und Orientierung: In der Pubertät suchen viele nach ihrer Identität. KI kann als „Spiegel“ dienen, der Antworten auf Fragen gibt oder verschiedene Perspektiven aufzeigt, ohne dass man Angst haben muss, sich bloßzustellen.

  • Einsamkeit und das Gefühl, nicht dazuzugehören: Auch ohne direktes Mobbing können sich Jugendliche extrem einsam fühlen. Wenn sie keine engen Freunde haben oder das Gefühl haben, von Gleichaltrigen nicht verstanden zu werden, füllt die KI diese emotionale Leere scheinbar aus.

  • Soziale Ängste und Schwierigkeiten im Umgang mit Menschen: Für Jugendliche mit sozialen Ängsten kann die Interaktion mit einer KI einfacher sein als der Kontakt zu realen Personen. Hier gibt es keine Unsicherheiten, keine peinlichen Pausen und keine Angst vor Ablehnung.

  • Fehlende Kommunikationsmöglichkeiten innerhalb der Familie: Wenn es zu Hause schwierig ist, über Gefühle oder Probleme zu sprechen, kann die KI zu einem Ersatz für das fehlende offene Ohr werden.

 

Kann diese Freundschaft mit einer KI für meine/n Jugendliche/n gefährlich werden? 

Was als harmloser Chat beginnt, kann sich schnell zu einer intensiven emotionalen Bindung entwickeln. Wenn die KI zum primären Gesprächspartner oder gar emotionalen Anker wird, können sich folgende Herausforderungen ergeben:

 

  • Einsamkeit trotz "Freund": Paradoxerweise kann die intensive Nutzung von KI als "Freund" die tatsächliche soziale Isolation verstärken. Echte menschliche Beziehungen, mit all ihren Höhen und Tiefen, werden vernachlässigt.

  • Abhängigkeit und Realitätsverlust: Die ständige Verfügbarkeit und die Bestätigung durch die KI können eine Abhängigkeit schaffen. Die Grenze zwischen digitaler Interaktion und realem Leben kann verschwimmen.

  • Fehlende Empathie und emotionale Tiefe: Eine KI kann Emotionen simulieren, aber sie kann sie nicht wirklich fühlen oder menschliche Nuancen verstehen. Das kann zu einem Mangel an tiefgehender emotionaler Entwicklung führen.

  • Gefahren durch unangemessene Inhalte und Manipulation: Nicht alle KI-Systeme sind sicher. Es besteht die Gefahr, auf unangemessene Inhalte zu stoßen, manipuliert zu werden oder unrealistische Erwartungen an Beziehungen zu entwickeln.

 

Psychologische Tipps für Eltern/Angehörige

 Es ist wichtig, einen gesunden Umgang mit KI zu finden. Hier sind einige psychologische Tipps, wie Sie als Jugendliche und als Eltern/Angehörige die Situation besser navigieren können:

 

Für Eltern und Angehörige:

  • Suchen Sie das Gespräch: Sprechen Sie offen und ohne Vorwürfe mit Ihrem Kind über seine KI-Nutzung. Zeigen Sie echtes Interesse daran, warum es die KI nutzt.

  • Verständnis statt Verurteilung: Versuchen Sie zu verstehen, welche Bedürfnisse Ihr Kind durch die KI zu erfüllen versucht (z.B. Einsamkeit, mangelndes Verständnis, Wunsch nach Bestätigung).

  • Fördern Sie reale Kontakte: Ermutigen Sie Ihr Kind zu Aktivitäten außerhalb des Bildschirms, die soziale Interaktionen ermöglichen (Sport, Vereine, Treffen mit Freunden).

  • Seien Sie Vorbild: Zeigen Sie selbst einen bewussten Umgang mit digitalen Medien und suchen Sie den persönlichen Austausch.

  • Achten Sie auf Warnsignale: Wenn Sie starke Veränderungen im Verhalten Ihres Kindes bemerken (z.B. Rückzug, depressive Stimmung, Vernachlässigung von Pflichten), suchen Sie professionelle Hilfe.

 

Psychologische Unterstützung finden

Die Beziehung zur KI kann komplex sein. Wenn Sie oder Ihr Kind das Gefühl haben, dass die Nutzung von KI zu problematisch wird, oder wenn Sie sich Sorgen um die psychische Gesundheit machen, stehe ich Ihnen gerne zur Seite. Als Klinische und Gesundheitspsychologin biete ich einen geschützten Raum, um über diese Herausforderungen zu sprechen und gemeinsam Wege zu finden, ein gesundes Gleichgewicht zu schaffen.

 

Kontaktieren Sie mich gerne für ein Erstgespräch.